Modell des Kleinstsatelliten "Max Valier", zusammengebaut von Schülern der Technischen Fachoberschule Max Valier.
Der Satellit "Max Valier"
Der Traum von Max Valier, in den Weltraum vorzustoßen, war seit dem Start des ersten sowjetischen Satelliten Sputnik Wirklichkeit geworden. Vielleicht hatte Max Valier aber auch davon geträumt, dass ein Weltraumkörper einmal seinen Namen trägt. Die Amateurastronomen haben dafür gesorgt, dass auch dies Wirklichkeit ist.
Wie sind wir zu diesem Satelliten gekommen?
Geboren wurde der Satellit innerhalb unseres Vereins, realisiert wurde er von Vereinsmitgliedern, tätig an den Gewerbeoberschulen (heute Technische Fachoberschulen) von Bozen und Meran. Der Verein selbst hat sich die Betreuung des Röntgenteleskops und die Auswertung der Daten zur Aufgabe gemacht. Weitere Lehrpersonen aller Fachrichtungen und mit ihnen auch die Schüler waren am Projekt beteiligt.
Vorerst etwas zur Geschichte
Raumfahrt ist für Amateurastronomen ein nahe liegender Bereich. Etliche Male sprachen wir auf der Sternwarte über dieses Thema und wie man Raumfahrt auch in die Schulen bringen könnte. Unser Präsident Elmar Weiss setzte ein Zeichen und organisierte eine Vereinsfahrt zum Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Oberpfaffenhofen. Dort faszinierten uns besonders die Raketen und die zu ihrem Einsatz erforderliche Technik. Nicht lange nach dieser Fahrt trafen wir uns mit Klaus Peter Heiss, einem bei der NASA tätigen Südtiroler Weltraumexperten. Er erzählte uns von seinen umfangreichen Plänen, besonders von jenen, den Mond neuerlich zu erobern.
Südtirol könne dabei eine Klimakammer in der Größe eines Containers bauen, und er würde dafür sorgen, dass die NASA die dafür erforderlichen Aufträge an einheimische Unternehmen erteile. Klaus Heiss wollte außerdem eine Konferenz zur Monderkundung in Bozen organisieren und wir als Verein sollten an der Organisation mitarbeiten. Leider kam die Konferenz aber wegen einer ernsthaften Erkrankung von Klaus Heiss nicht zustande.
Im Oktober 2007 bot sich Heiss an, in Bozen für die Amateurastronomen einen Vortrag über die Mondbesiedelung zu halten. Zu diesem Abendvortrag, der in der Gewerbeoberschule ,,Max Valier“ stattfand, kam auch Prof. Fuchs, ein gebürtiger Südtiroler aus Latsch und Präsident des deutschen Raumfahrtunternehmens OHB in Bremen sowie Professor für Raumfahrttechnik. Im Anschluss an den aufschluss- reichen Vortrag organisierte unser Vereinsmitglied Arnold Gasser eine Gesprächsrunde in einem nahegelegenen Gasthof, an der neben den Amateurastronomen auch Prof. Fuchs sowie Dr. Heiss‘ Begleiter, ein Amerikaner, ebenfalls für die NASA tätig, teilnahm (Dr. Heiss selbst war an jenem Abend für eine Gesprächsrunde zu müde). Dabei erzählte uns Prof. Fuchs von sich und seiner Schullaufbahn in Südtirol – er hatte damals den Vorläufer der Gewerbeoberschule besucht. Das Gespräch nahm eine überraschende Wende, als Prof. Fuchs plötzlich vorschlug, die Gewerbeoberschule könnte doch einen Kleinstsatelliten bauen und ins All schicken. Alle dachten zunächst an einen Scherz, aber als wir erkannten, dass Prof. Fuchs seinen Vorschlag ernst gemeint hatte, waren alle hellauf begeistert. Wir entschieden noch an diesem Abend, dass der erste Südtiroler Satellit, „Max Valier“ heißen sollte.
Die Amateurastronomen Ludwig Orgler (3.v.l.), Elmar Weiss (2.v.r.). und Dieter Seiwald (1.v.r.) beim Satelliten-Chrash-Kurs in Bremen im April 2008.
Prof. Kalnins (links) erklärt den Amateurastronomen mögliche Bauvarianten von Kleinsatelliten.
Im Februar 2008 schickte uns Prof. Fuchs einen Mitarbeiter seines Unternehmens OHB in Bremen, Prof. Kalnins von der TU-Bremen. Dieser führte uns seine Kleinstsatelliten vom Typ Rubin vor und erklärte uns deren Technik. Fast gleichzeitig kam ein ganz besonderer Vorschlag von Seiten des Max-Planck- Instituts für extraterrestrische Physik, kurz MPE genannt, mit dem die Amateurastronomen seit einiger Zeit in Kontakt standen und das vom Satellitenprojekt wusste. Das MPE würde für uns ein Röntgenteleskop in verkleinertem Maßstab bauen, welches wir als Nutzlast auf unseren Satelliten mitnehmen könnten. Damit könnte das MPE einige Tests von Komponenten im Weltraum durchführen. Die Idee war sehr interessant, aber mit vielen Problematiken verbunden. Außerdem war die Finanzierungsfrage zu lösen. Mitten in unseren Vorbereitungsarbeiten überraschte uns Prof. Fuchs mit der Ankündigung, dass er selbst nicht nur den Start, welcher allein schon an die 100.000 Euro kostet, finanzieren würde, sondern insgesamt etwas über eine viertel Million Euro in des Projekt zu investieren gedachte.
Anfang April fuhren wir zum ersten Mal nach Bremen zu Prof. Fuchs‘ Unternehmen OHB. Dort wurden wir in die Grundkenntnisse der Satellitentechnik und den Aufbau von Kleinstsatelliten eingeführt. Das Projekt Satellit, Max Valier“ nahm erste Formen an Als Projektleiter wurde Ignacio Guiterrez Canias von der OHB eingesetzt. Der Gewerbeoberschule Meran wurde der gesamte Teil der Kommunikation und der Kameraaufnahmen übertragen. Die Gewerbeoberschule Bozen wurde hingegen zur Vertigung und Programmierung der restlichen Elektronik verpflichtet.
Im Sommer und Herbst 2008 intensivierten sich die Arbeiten und es fanden immer wieder Arbeitstreffen zwischen den einzelnen Projektteilnehmern statt.
Neben dem Enthusiasmus aller Beteiligten und den umfangreichen technischen Vorbereitungen sind vor allem die Sponsorengelder wichtig, um das Projekt realisieren zu können. Allen voran sei hierbei die Stiftung Sparkasse genannt, weiters die Handelskammer und verschiedene Unternehmen. Wir hoffen natürlich, dass sich noch etliche weitere Sponsoren finden. Im Jahr 2009 soll der Satellit zusammengebaut, getestet und erprobt werden. Dazu wird Software getestet, es werden Laborräume eingerichtet, Vorbereitungen für die Bodenstationen Meran und Bozen getroffen und Module verschiedenster Art studiert, in Betrieb genommen und erprobt.
Im Oktober desselben Jahres ist eine Vorstellung des Satelliten beim internationalen Kongress der Kleinsatelliten in Korea geplant.
Für den April 2010 ist dann der Start, voraussichtlich in Indien, vorgesehen. Bis dahin muss der Satellit viele Tests überstanden haben. Besonders aggressiv sind die gewaltigen Schüttel- und Rütteltests, die das gewaltige Dröhnen und Vibrieren beim Start simulieren, den der Satellit ja heil überstehen soll. Zudem a wollen die Bedingungen im Vakuum, die thermale Verteilung und die Strahlung ausgiebig getestet sein.
Sobald der Satellit in ca. 7oo km Höhe in einem stabilen Orbit ist und mit einer Umlaufzeit von ca. 9o min um die Erde rast, gilt es, ihn zum richtigen Zeitpunkt anzupeilen, die Daten zu empfangen und ihm Kommandos zu übergeben. Ein Jahr dürfte die maximale Lebensdauer des Satelliten sein. Da es keine Reparaturmöglichkeiten gibt, muss bereits auf der Erde an alle Eventualitäten gedacht werden. Das Projekt stellt damit für die Schulen eine große, neue Herausforderung und einen technologischen Quantensprung dar. Für die Amateurastronomen ist es hingegen weltweit das erste Mal, dass ein solcher Verein ein eigenes Röntgenteleskop als kleinen leuchtenden Punkt am Nachthimmel verfolgen kann und dessen Daten der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Neuentdeckungen sind nicht ausgeschlossen.


